Am Freitag, den 08.06.2018, fand im Rahmen der Horster Woche nachmittags ein gut besuchtes Fest der Evangelischen Kirchengemeinde rund um die St. Jürgen-Kirche statt. In diesem Zusammenhang bot Werner Schlüter, Mitglied des Horster Ortsarchivs, zwei kurze Führungen durch die Kirche an.
Dabei erwähnte er, dass nach bisherigem Kenntnisstand die erste Horster Kirche ab 1240 an der Gabelung der Heisterender Chaussee / Horstreihe gestanden haben soll. Die zweite soll sich in der Nähe des Horstgrabens zwischen Horst und Hohenfelde befunden haben.
Werner Schlüter zeigte einen Ausschnitt aus der Elbkarte von Melchior Lorchis aus dem Jahr 1568. Dort ist die Horster Kirche mit einem neben dem Gebäude stehenden Turm abgebildet.
Während eines heftigen Sturms wurde 1648 der steinerne Turm der im Dorfkern stehenden Kirche zerstört. Er soll durch einen hölzernen Glockenstuhl ersetzt worden sein.
Aus Unterlagen des Kirchenarchivs geht hervor, dass zeitweilig geplant wurde, diese alte Kirche durch Anbau eines Flügels zu erweitern. 1756 wurde im Rahmen der Kirchenvisitation festgestellt, dass die Horster Kirche baufällig war.
Erst 1765 wurde von der Versammlung der Kirchengemeinde beschlossen, die Kirche neu zu errichten. Der Bau der heutigen St. Jürgen-Kirche wurde Anfang 1768 begonnen. Die Einweihung fand am 01.11.1768 statt.
Im weiteren Verlauf der Führung ging Werner Schlüter auf einige Gegenstände ein, die sich in der Vorgängerkirche befunden haben:
Er zeigte einige jener Bänke, die sich heute im Vorraum der Kirche befinden. Einige von ihnen tragen die Jahreszahlen 1661 und 1663.
Werner Schlüter wies zudem auf die zwei großen Bilder hin, die im Kirchenschiff hängen. Das rechts vom Altar befindliche Gemälde stammt aus dem Jahr 1656. Leider ist dort nicht vermerkt, wer abgebildet ist. Das Gemälde soll laut Detlev Juhl („Horst in Holstein, einst und jetzt,“ Band 1) Heinrich Siemen zeigen. Spätere Recherchen haben jedoch ergeben, dass es sich vermutlich um dessen Bruder, den Hauptpastor Johannes Siemen handelt. Dieser führte z. B. regelmäßige Abgaben ein, die Horster je nach Umfang ihres Besitzes für das Armenwesen zahlen mussten.
Das Gemälde gegenüber von 1755 zeigt Pastor Christian Christensen. Er war über 30 Jahre in Horst tätig. Er setzte sich nachhaltig für die Verbesserung des Schulwesens ein. Er starb am 12.04.1754 während seiner Predigt zum Karfreitag nach den Worten „Es ist vollbracht.“
Am Ende seiner Führung zeigte Werner Schlüter den „Armenstock“. Dieser befindet sich rechts neben dem Ausgang. Er stammt ebenfalls aus der vorherigen Kirche. Mit festen Eisenklammern und Schloss gegen mehrfache Raubversuche gesichert, diente er über Jahrhunderte hinweg der Aufbewahrung von Armengeldern.